Hallo ihr Lieben!
Stereotype. Vorurteile. Klischees. All das sind Wörter, die wir aus unserem Alltag am liebsten verbannen möchten, auf die wir verzichten können und wollen, immerhin kommt es auf die inneren Werte an. Doch was, wenn diese Ideale nun sogar in der täglichen Lektüre stecken, wenn wir uns praktisch jeden Tag von diesen Stereotypen in dem uns liebsten Hobby umgeben?
Lilli und ich haben uns in letzter Zeit viele Gedanken zu den typischen Stereotypen gemacht, die in Büchern verkörpert werden. Wer kennt es nicht, das schüchterne, total hübsche Mädchen, das ihre wahre Schönheit nicht erkennt auf der einen Seite, der erfolgreiche Geschäftsmann, ganze Zeit im Anzug herumlaufend und mit Geld um sich herumwerfend auf der anderen Seite? Diese Vorurteile findet man mittlerweile in den meisten Büchern, aber sollte man sie deshalb als gerechtfertigt hinnehmen?
Heute möchten wir einige Gedanken mit euch teilen. Vieles von unseren späteren Kritikpunkten ist natürlich eine Verallgemeinerung und man kann nicht davon ausgehen, dass jedes einzelne Buch diese Stereotype in sich vereint, allerdings ist es manchmal gut, sich darüber bewusst zu werden, dass man viele Gegebenheiten in Büchern mittlerweile als selbstverständlichhinnimmt.
Starten wir also einfach mal mit einem Beispiel. Das macht sicher alles einfacher. Kennt ihr die Pan-Reihe von Sandra Regnier? Es geht um ein Mädchen, Felicity heißt sie. Sie läuft oft in dreckigen Klamotten herum, genau das Gegenteil des typischen Mädchens, oft nicht geschminkt, ein wenig mollig. Im ersten Buch kann man sich super mit ihr identifizieren, sie hat Fehler und tut nicht so, als wäre sie perfekt, versteckt ihre Ecken und Kanten nicht. Na ja, jedenfalls anfangs. Denn als der gut aussehende und reiche Lee einfach mal so in ihrer Schule vorbeischaut und findet, dass Felicity eine Auserwählte ist, beginnt diese ihre Leben umzukrempeln und am Ende der Reihe ist sie wie durch ein Wunder plötzlich die strahlende Schönheit. Klar, wie sollte sonst zu dem tollen Lee passen?
Aber warum wird uns nun diese Scheinwelt vorgegaukelt? Warum müssen die meisten Charaktere die typischen Stereotype erfüllen, sich in eine Reihe von klassischen und nichtssagenden Protagonisten einordnen? Gut, also der Gedanke der Autoren ist mal prinzipiell klar. Für den Leser ist es nun einmal wichtig, sich mit den Protagonisten zu identifizieren, sie zu mögen und ihre Probleme zu verstehen. Es gibt fast nichts Schlimmeres als Protagonisten, die unverständlich wirken, die man nicht versteht. Doch wieso sind diese Klischees so oft vertreten? Liegt es vielleicht gar nicht an den Autoren? Liegt es nicht auch in der Hand des Lesers, also uns, wie die Protagonisten dargestellt werden? Ist unsere Gesellschaft tatsächlich so auf das Äußere fixiert, dass es schon in der Literatur wiedergespiegelt wird?


Schönheitsideale oder wieso alle Hauptcharaktere gleich aussehen…
Das Fragezeichen, das sich gerade in eueren Köpfen aufgrund dieser Unterüberschrift gebildet hat, ist übrigens kaum zu übersehen. Möchtet ihr gerade am liebsten ein Kommentar in eure Computer hämmern und mir mitteilen, dass diese Behauptung nicht zutrift und jeder Charakter ein inidviduelles Aussehen hat? Dann machen wir einmal Klartext, denn so schwer es mir auch fällt, muss ich euch leider mitteilen, dass dies nicht der Fall ist. Ihr glaubt mir nicht? Werfen wir doch gemeinsam einen Blick auf das nachfolgende Zitat:
Sie schaute auf und musste dabei den Kopf so weit in den Nacken legen, um ihm ins grimmige Gesicht zu sehen, dass die Kapuze ihrer Sweatshirtjacke herunterrutsche […] Die kantigen, finsteren Züge, die unter den struppigen, braunen, zu langen Haaren hevorschaute, sahen aus, als hätte der himmlische Schöpfer einen Block aus Stein genommen und daran herumgemeißelt,… – S 23 (Hunter Legacy, Lara Adrian)
Und? Was genau verrät uns diese Stelle nun über unseren Protagonisten? Nicht, wie liebevoll, fürsorglich und mutig jener ist, sondern, wie sollte es anders sein, wie sehr uns sein Äußeres gefällt. Das wäre ja auch nicht so schlimm, ich bin keiner dieser Personen, welche darauf beharren, dass man nicht auf das Äußere eines Menschen achtet, natürlich tut man das, aber darum geht es mir nicht. Wieso muss ein männlicher Hauptcharakter immer genau drei Eigenschaften aufweisen: gut aussehend, mutig und muskulös. Jetzt möchtet ihr mich vielleicht darauf hinweisen, dass dies genau ein Beispiel war und dieses nicht die Norm darstellt, aber, naja, ich muss euch leider abermals zurechtweisen. Gehen wir doch gleich zu unseren nächsten Zitat weiter:
Dunkle, kurzgeschnittene Haare. Wache helle Augen in einem hageren Gesicht. Gut trainierter Körper, groß und kräftig – S 56 (Zwielichtlande, Kellison Erin)

Muss ich dazu eigentlich noch etwas sagen? Ich glaube, mein Stantpuntk wurde mit diesem Zitat relativ deutlich gemacht. Was das ganze mit Schönheitsidealen in Büchern zu tun hat, fragt ihr euch vielleicht? Immerhin habe ich bis jetzt nur über Klischees oder Stereotypen gesprochen. Ja, das stimmt wahrscheinlich, aber das wird sich nun ändern! Ist nicht das Magische an Büchern, dass wir zu Personen aufschauen können, sie in ihrem Tuen verfolgen und versuchen, aus ihren Fehlern zu lernen? Ist es nicht einfach wunderschön, ein Buch in der Hand zu halten und sich darin wiederzuerkennen oder nach so einem Leben strebt. Doch was nun, wenn in Büchern nur noch das perfekte Leben, die perfekte Wohnung, ja, der perfekt Körper vorgegaukelt wird. Fühlt man sich dadurch nicht manchmal minderwertig? Hat man nicht das Gefühl, dass man niemals so erfolgreich, so schön, so beliebt sein kann, wie die Protagonisen aus Büchern es sind? Was ist die einzig logische Erklärung des Ganzen? Was tut man, wenn man gerne wie jemand anderes sein möchte? Ja, genau, man beginnt nach dessen Weise zu leben, jene Charkterzüge anzustreben. Weg mit dem alten Ich, was nicht so schön, so toll war, was kleine oder auch große Markel aufgewiesen hat, denn wenn schon ein fiktionaler Charakter erfolgreicher als man selbst ist, wie soll man es erst in der realen Welt schaffen, etwas erreichen? Ist doch selbstverständlich, dass die Männer und Frauen immer nur die Schönste aus der Masse wählen, die, die perfekt ist, die, die alles hinbekommt, die nicht wie eine rosaroter Elefant auffällt?
Die markanten Wangenkochen, die fast schon leuchtenden Augen eines Wolfes und dazu die tiefschwarzen Haare. Von dem Körper eines jungen Gottes ganz zu schweigen – Pos. 127 (Der Dämonenprinz und ich, Johanna B. Becking)
Ja, was vermitteln uns manchen Bücher heutzutage eigentlich noch? Klar, Bücher sind in erster Linie zur Unterhaltung gedacht, doch wenn man so viel Zeit mit der gleichen Materie verbringt, ständig über sie nachdenkt, liegt es sehr nahe, dass man davon beeinflusst wird. So scheint der große, starke Mann langsam zur Normalität zu gehören, die junge, selbstbewusste Frau das Muss der Gesellschaft zu sein.
Nun kapierte er, wozu die Perücke und die dunkle Kleidung gedient hatten. Sie tarnte sich damit, was er für ziemlich klug hielt, zumindest was das geistige Wohl des männlichen Teils der Bevölkerung von Charlotte betraf. Wenn mehr von ihrer Sorte unterwegs wären, würden die Männer dieser Welt im Handumdrehen in kriecherische Trottel, in berauschte Schwachköpfe verwandelt, die ihr und ihresgleichen hinterhertrabten wie dämliche Hündchen – S 64 (Erben des Blutes, Kendra Leigh Castle)
Und was hat das nun mit uns zu tun?
Wir lesen immer von den besonderen Protagonisten, sie sind einzigartig, erleben Abenteuer und können einfach alles. Alles. Mal sind sie super intelligent, dann sind sie wieder stark, kräftig, groß, bewundernswert. Menschen (oder Wesen) zu denen man aufsehen kann, weil sie einzigartig sind, mutig, bereit, sich selbst zu opfern, um die ganze Gesellschaft zu retten. Ist es euch auch schon passiert, dass ihr euch manchmal ein wenig langweilig neben all diesen besonderen Charakteren fühlt? Klar, im Grunde ist es die Außergewöhnlichkeit, das Flüchten aus der uns bekannten Welt, dass das Leben für die meisten so erstrebenswert wirken lässt, das Abtauchen in uns unbekannte Universen. Das liebe ich selbst auch sehr und würde niemals kritisieren wollen, alles was ich betonen möchte, ist, dass ich hin und wieder auch von einer Protagonistin lesen möchte, die Ecken und Kanten aufweist, nicht in allem perfekt ist, was sie tut.

Er schaute […] und erkannte erst jetzt, wie schön sie tatsächlich war. Die Bezeichnung zart wurde ihren Zügen nicht gerecht. […] ein zierlicher Engel mit ebenholdsschwarzem Haaren, der in seinen starken Armen schlief – S 31 (Hunter Legacy, Lara Adrian)
Nehmen wir die meisten Fantasybücher als Beispiel. Die Protagonisten sind immer diejenigen, die auserwählt sind, die Ausnahmen der Regel, die, die die Welt retten und so vieles mehr. Die Frage, die sich mir an dieser Stelle aufdrängt, ist, ob es Charaktere automatisch langweiliger machen würde, wenn sie nicht immer die besondere Rolle im Buch übernehmen. Sie könnten auch einmal einfach nur mitwirken, aber nicht gleich der Held sein, versteht ihr? Sie müssen doch nicht immer diejenigen sein, die die Welt retten und von allen bejubelt werden, manchmal könnten sie sich doch auch mit weniger zufrieden geben. Vielleicht wäre es doch auch manchmal ganz schön, sich mit einem Charakter zu identifizieren, der Ecken und Kanten hat, nicht die perfekte Haarfarbe und die beste Größe.
Schreibt mir unbedingt eure Meinung, meint ihr, dass Protagonisten immer im Mittelpunkt des Buches sein müssen, den Helden der ganzen Geschichte darstellen müssen? Wie steht ihr zu unseren Punkten? Nehmen wir das alles zu wörtlich und ernst oder sollte man doch manchmal länger über das Geschrieben und Gelesene nachdenken?
Danke fürs Lesen!
Lilli und Kathi