[MedAT] Über Ungewissheit, Motivationstiefs und wieso es draußen heller ist

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich ewig dagegen gewehrt diesen Beitrag zu schreiben, da einfach schon genug Gerüchte kursieren rund um die MedAT-Vielleicht-Verschiebung. Ich war in letzter Zeit viel auf Instagram unterwegs und habe immer wieder Beiträge zu dem Thema gelesen und dachte mir „einen weiteren dazu braucht echt niemand mehr“ – und trotzdem sind wir jetzt hier.

Wenn plötzlich alles anders ist…

Okay, diese kleine Überschrift klingt vielleicht etwas melodramatisch, ich gebe es zu, aber ich kann nichts dafür, wenn das nunmal meine Gefühle sind, was dieses ganze Thema angeht. Wer mich schon etwas kennt weiß, dass ich eine Pläneschmiederin bin – am liebsten habe ich meinen Tag halbwegs strukturiert, ich liebes es, meine erledigten Aufgaben abzuhacken und bevor kein Lernplan geschrieben ist, wird auch noch kein Buch aufgeschlagen. Deshalb kannst du dir auch vorstellen, dass dieses ganze Nummer mit dem Verschieben „ja nein“, wenn ja wann etwas sehr aus dem Konzept bringt.

Um genau das zu vermeiden habe ich zu Beginn alle News, die nicht direkt von der MedUni kamen einfach ignoriert oder mit „ist ja nichts Offizielles“ abgestempelt. Und das hat auch relativ lange recht gut funktioniert, bis es eben einfach nicht mehr funktioniert hat. Glaubt mir, wenn ich sage, dass ich schon entspanntere Tage hatte als in der Zeit, als ich nicht wusste, wie ich jetzt weiter machen sollte.

Pläne wurden geschrieben und wieder verworfen, Bücher wurden aussortiert und die ein oder andere Träne ist auch geflossen (wem mache ich hier etwas vor, es waren eher ganze Bäche), aber keine Sorge, nach ungefähr einer Woche habe nun auch ich es endlich geschafft, mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Wenn du wissen willst, wie mein Gedanken dazu aussehen, lies einfach weiter:

Wie ich es geschafft habe, wieder Ordnung in mein Leben zu bringen…

Der erste Schritt war wohl, dass ich endlich akzeptiert habe, dass der MedAT nicht im Juli stattfinden wird – Also falls du dich immer noch am Ufer der Erkenntnis herumtreibst, begrüße ich dich gerne hier im kalten Wasser: Der alte Termin steht ganz einfach nicht mehr (Ich beziehe mich übrigens hier auf dieses Interview: Faßmann im Interview ). Nachdem ich das endlich eingesehen hatte, war vieles schon leichter, denn im Ungewissen zu leben hat mir im Nachhinein gesehen schon sehr viel Kraft geraubt.

Okay, also stehen wir nun am Ausgangspunkt: MedAT-Verschiebung ja. Kurzer Einschub: Ich empfehle jedem, sich zuerst einen Termin zu überlegen, auf den er hinarbeitet – ich habe mich für den 1. August entschieden (solange noch nichts Anderes bekannt gegeben wird). Nachdem dieser stand, war für mich wieder klar, wie mein nächste Schritt aussehen wird: Einen Lernplan erstellen.

Trotzdem, meine Gedanken haben mich einfach nicht in Ruhe gelassen:

  • Wenn ich mehr Zeit habe, heißt das, dass ich nun für den selben Stoff länger brauchen kann?
  • Oder sollte ich vielleicht doch beim selben Lernstoff bleiben und noch einen dranhängen, da ich jetzt mehr Zeit habe?
  • Oder soll ich vielleicht gleich einen Pause einlegen und in einem Monat weiterlernen?
  • Und was ist jetzt eigentlich mit den ganzen Dingen, die ich nach dem MedAT erledigen wollte?
  • Aber wenn ich jetzt Pause mache und 10 andere nicht, was heißt das dann für meine Chance auf einen Studienplatz

Also ich glaube, du kannst dir das sehr lebhaft vorstellen, als ich zuerst an meinem Schreibtisch, dann in meinem Garten und zu guter letzt auf meinem Boden mir alle möglichen Szenarien überlegt habe, wie ich nun am besten an die ganze Sache rangehen soll. Im Endeffekt bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich 5 Tage in der Woche lernen werde und die restlichen Tage das machen werde, worauf ich Lust habe – sei es zu schreiben, zu lesen oder einfach nur faul in der Sonne zu liegen. Ich habe einfach für mich selbst entschieden, dass ich nicht bis nur-die-medunis-wissen-wann lernen kann, ich brauche einfach ab und an Pausen, Entspannung und Wohlfühlmomente. Es bringt überhaupt nichts, die ganze Zeit durchzulernen, jede Sekunde an den MedAT zu denken und nichts von seinem Umfeld mitzubekommen. Deshalb lass mich deine gute Fee sein und sagen: Mach einmal Schluss und beschäftigte dich mit Dingen, die dir Spaß machen.

Mein Motivationstief oder wieso ich meinen Weekly-Planer nicht mehr anschauen konnte…

So, da war ich nun, vollkommen kopflos und unmotiviert. Denn wenn der MedAT nicht zum festgelegten Zeitpunkt stattfindet, wann dann? Wie lange werde ich noch lernen müssen? Wird vielleicht der gesamte Test dadurch schwerer? Und werde ich nicht irgendwann ausgebrannt sein?

Als die ersten Zeitungsartikel zu dem Thema aufgetaucht sind, habe ich immer wieder meiner Freundin erzählt, dass eine Verschiebung motivationstechnisch schon kein Problem sein wird, immerhin lerne ich jetzt schon seit Dezember dafür, da werde ich wohl noch ein Monat dranhängen können – Spoileralarm. So einfach ist das wieder auch nicht.

Ich weiß ja nicht, wie es dir so gegangen ist, aber ich war schon etwas mit meinen Kräften am Ende. Da arbeitet man solange auf etwas hin und plötzlich ist da nur noch ein schwarzes Loch, das nirgendwo hinführt – die Ungewissheit, die einen verfolgt. Du möchtest dich gerne vorbereiten, möchtest motiviert sein und dein bestes geben, aber wenn du keine Ahnung hast, ob deine Schritte zu einem Ziel führen oder ob plötzlich in einer Schlucht landest, bleibst du lieber stehen, als eine Seil mit zu nehmen. Ich bin tagelang nur dagesessen und habe mich bemitleidet, meine ganze Planung aufgegeben und mein gesamtes Sein in Frage gestellt. Nicht einmal meinem allerliebsten Lernfreund, meinem Weekly-Planer, konnte ich noch in die Augen sehen. Wäre nur die Lilli-der-Zukunft vorbeigekommen und hätte mich einfach von meinem Bett gestoßen, ich hätte mir einiges sinnloses Grübeln gespart. Denn jetzt weiß ich: Das solltest du auf keine Fall machen!

Eine kleine Motivationsrede ala Lilli

Hat die Verschiebung irgendwelche Auswirkungen auf deinen Traum Medizin zu studieren? Nein! Bist du noch genauso motiviert, in dieses Studium zu kommen? Natürlich! Wirst du alles geben um dieses Weg zu gehen? Aber sowas von! Also what is stopping you?

Klar, es würde idealere Umstände geben als diesen, aber im Endeffekt ändert es nichts an unserem Ziel. Vielleicht sehen wir es gerade nicht so gut, weil es von einem blöden, triefend nassen Nebel bedeckt wird und wir plötzlich von Level 8 wieder im Level 2 gelandet sind, aber wir wissen trotzdem genau, wie es aussieht. Deshalb sollten wir uns darauf fokussieren und nicht weinend in irgendeiner Ecke sitzen: Wir können das!! Wird es wieder Motivationstief geben: Ja. Werden wir uns davon aufhalten lassen? Nein! Also ran an die Bücher und weitermachen!

Das Losverfahren oder wieso ich begonnen habe, nach vier-blättrigen Kleeblättern ausschau zu halten…

Bevor ich mit dem ganzen Thema rund um das Losverfahren beginne, möchte ich dir zuerst erzählen, wie es mir denn so ergangen ist, als ich das erste Mal davon gelesen habe. Es war wie jeder andere Tag, ich war gerade gemütlich in meinem Garten, habe mich über meine Pause gefreut, kurz Instagram gecheckt und da war es plötzlich: In einer Story sehe ich die Headline: Lösung für den MedAT – Losverfahren. Mein erste Gedanke: Warte…was?!?! Das kann ja nicht deren Ernst sein.

Nach einem kurzen Blick in den Zeitungsartikel wird schnell klar, ganz so ist es auch nicht, es geht nur um die Möglichkeit. Toll, aber Hauptsache die Verfasser erschrecken mich so. Nach dem ersten Schock kommen auch schon die verschiedensten Gedanken: Zuerst kam da tatsächlich so etwas ähnliches wie: „Ist ja eigentlich gar nicht so schlecht, ich habe eh immer relativ großes Glück“, bis mir wieder klar wurde, dass das einfach nur ein riesen großer Blödsinn ist (Aber es war auf jeden Fall schön, für 10 Sekunden in so einer wunderschön, flauschigen und sonnigen Welt zu leben).

Also definitves Nein zum Losverfahren – wieso? Naja lasst es mich mal so sagen:

  • Es ist einfach unfair denjenigen gegenüber, die sich wirklich monatelang darauf vorbereitet haben
  • Es sagt überhaupt nichts über das Können der Person aus

Aber bevor wir hier wieder zu Verschwörungstheoretikern werden – ich bin mir relativ sicher, dass es nicht dazu kommen wird. Es nützt den Unis auch nichts, wenn sie unmotivierte Leute in ihrem Jahrgang sitzen haben, die im Endeffekt vielleicht etwas Anderes machen bzw. sich nicht viel Mühe geben. Deshalb bleibt ruhig, es wir schon alles gut gehen.

Aber nur für den Fall: Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines vierblättrigen Kleeblattes.

Meine „Weisheiten“…

  • Wenn du nicht mehr kannst, wechsle einfach mal deine Location: Denn irgendwo ist es immer heller – wenn ich gar nicht mehr kann, mache ich entweder eine Pause oder gehe in meinen Garten weiter lernen, das wirkt wirklich Wunder.
  • Lege dir einen Termin fest, auf den du hinlernst
  • Denke immer daran, Pausen zu machen – ein ausgebranntes Gehirn kann nicht mehr arbeiten
  • Orientiere dich nicht an anderen, niemand weiß besser wie du viel erledigen kannst als du selbst
  • Rufe dir immer wieder in Erinnerung, wieso du machst, was du machst

Wie geht es dir mir der Verschiebung-Thematik? Wie sieht dein weiterer Plan aus?

Danke fürs Lesen! Schau doch gerne bei meiner Study-Insta-Seite vorbei, dort gibt es Tipps & Co zum MedAT von mir!

Lilli